von Uta Meiburg-Trautmann
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7. Juli 2022
Sei stark! Sei perfekt! Mach es allen recht! Beeil dich! Streng dich an! Diese inneren Antreiber sind in unterschiedlicher Ausprägung in den meisten von uns angelegt und können dir das Leben manchmal ganz schön schwer machen. Dabei gibt es häufig einen Hauptantreiber, der sich in deiner Kindheit manifestiert hat und der für dich das Steuer übernimmt. Deine inneren Stressverstärker zu erkennen und zu verstehen, warum sie auftauchen, kann dir ein großes Stück Balance zurückgeben. Lass uns nun einen genaueren Blick auf die einzelnen Stimmen werfen. "Sei stark!" 💪 "Nur die Harten kommen in den Garten." oder "Ein Indianer kennt keinen Schmerz." Wenn du diese oder ähnliche Sprüche in deiner Kindheit öfter gehört und verinnerlicht hast, könnte dein innerer Antreiber häufiger "Sei stark!" rufen. Du bemerkst diese unbewusste Haltung bei dir zum Beispiel darin, dass es dir schwer fällt, Hilfe anzunehmen und dass du deine Gefühle gerne unter Kontrolle hältst. Trotz größerer Belastungen, bleibst du taff, lächelst alles weg und zeigst wenig Emotionen. Da dein Gegenüber dich oft nicht richtig einschätzen kann, fällt kaum auf, dass du Hilfe brauchst, erschöpft bist und schon auf dem Zahnfleisch kriechst. Wenn du dich wiedererkennst, wäre ein erster Schritt, dass du dir deiner Lage bewusst wirst. Versuche dir klar zu machen, dass Hilfe anzunehmen, kein Zeichen von Schwäche ist. Deine Gefühle zu zeigen, menschlich ist und dich nahbarer macht. Deine Lebensqualität steigt, wenn du Aufgaben abgibst. Du nicht alles allein schaffen musst und trotzdem wertvoll bist. "Sei perfekt!" 💯 "Ich darf keine Fehler machen." oder "Ich muss noch besser werden." Möglicherweise spricht da der innere Antreiber "Sei perfekt!" zu dir. Durch deinen Perfektionismus bringst du einerseits brilliante Leistungen, weil du dich sehr bemühst, alles richtig zu machen und zu Höchstleistungen strebst. Dabei verlierst du dich häufig in Details und investierst viel Zeit, damit alles perfekt ist. Es kann sein, dass du in deiner Kindheit verinnerlicht hast, nur für Bestnoten oder besondere Leistungen Anerkennung zu bekommen. Das Motiv, nur mit bester Performance zu genügen, treibt dich daher jeden Tag an. Das kann dazu führen, dass du zum Überperformen neigst und damit öfter an deine persönlichen Grenzen stößt, ohne dass es dir bewusst ist. Erkenne, dass es auch ok ist, nicht immer 150 % abzuliefern. Reflektiere, in welchen Situationen du dich in Details verlierst oder dein Umfeld mit deutlich weniger zufrieden wäre. Mach dir klar, dass du dadurch eine Menge Stress vermeiden kannst und auch dein Umfeld dankbar ist, wenn du entspannter bist. Vergiss nie: Auch wenn du mal weniger ablieferst und dich unperfekt zeigst, bist du liebenswert und wertvoll. "Mach es allen recht!" ☺️ Du liebst Harmonie und du fühlst dich wohl, wenn es den Menschen um dich herum gut geht. Deshalb wird in der Psychologie im gleichen Zusammenhang auch von dem Antreiber "Sei beliebt" gesprochen. "Sei höflich, freundlich und hilfsbereit!" sind die Tugenden, die du aus deiner Kindheit mitgenommen hast. Oft hast du Zuwendung erhalten, wenn du lieb und artig warst und dich untergeordnet hast. Das Problem: Oft genug bleibst du bei deinem Wunsch, es allen recht zu machen, selbst auf der Strecke. Du nimmst Aufgaben an, obwohl du schon ausgelastet bist. Du vermeidest Konflikte, obwohl du dich behaupten müsstest. Deine Bedürfnisse stellst du gerne hinten an, da die Wünsche der Anderen dir wichtiger sind. Eine innere Stimme flüstert: „Ich werde geliebt und anerkannt, wenn ich mich anpasse und es allen recht mache“. Anzuecken, löst bei dir Panik aus. Auch dass du durch dein Harmoniestreben zulässt, dass andere deine Grenzen überschreiten, fällt dir oft nicht auf oder du ignorierst es. Dein starkes Harmoniebedürfnis und deine mangelde Selbstfürsorge können dazu führen, dass du oft gestresst bist. Mach dir klar, dass deine eigenen Bedürfnisse wichtig sind und nicht bedeuten, dass du egoistisch bist. Menschen, die ein "Nein" nicht akzeptieren, dich ausnutzen und dir schaden können. du nur für andere da sein kannst, wenn du dich auch um dich kümmerst. "Beeil dich!" 🏃🏼♀️ "Wer rastet, der rostet." oder "Zeit ist Geld." Wenn diese Aussagen häufiger in deinen Gedanken vorkommen, kann es sein, dass da dein innerer Antreiber "Beeil dich!" ruft. Vielleicht hast du durch ungeduldige Kommentare deiner Eltern oder Lehrer:innen die Überzeugung angenommen, zu langsam zu sein. Dadurch handelst du oft aus dem Gefühl heraus, deine Zeit effizient ausnutzen zu wollen, um möglichst schnell etwas zu erreichen. Dabei denkst du oft an andere und vergisst dabei gerne, was gut für dich ist. Auch neigst du dazu, viele Aufgaben auf einmal zu beginnen und verzettelst dich. Da du immer unter Druck bist, lässt du gerne auch mal Mahlzeiten ausfallen. Dabei merkst du oft nicht, dass deine Hektik nicht den Output bringt, den du dir durch deine Multitasking-Offensiven versprichst. Ein Leben in Hektik kann dich auf Dauer deine Gesundheit kosten. Versuche daher Folgendes: Sage dir regelmäßig "Meine Zeit gehört mir." Streiche „Mal eben“, "mal kurz" und „schnell noch“ aus deinem Wortschatz. Nimm dir bewusst die Zeit, die es braucht, um eine Sache abzuschließen und höre auf, dir zu viele Aufgaben auf einmal vorzunehmen. Lasse keine Malzeiten mehr aus. Du brauchst Energie für den Tag. Gönn dir Pausen und erlaube dir Ruhe. Ich weiß, es ist nicht einfach, mal eben seine Gewohnheiten umzustellen. Achte daher auf Situationen, die dich in Hektik versetzen oder bei dir innere Unruhe auslösen. Dann steuere bewusst dagegen. Je öfter du dies schaffst, desto eher wirst du Veränderungen merken. "Streng dich an!" 🤯 „Ohne Fleiß keinen Preis.“ Dieser Satz ist einer deiner Leitmotive. Du trägst die innere Überzeugung in dir „Wenn du dich besonders anstrengst, kommst du besonders weit.“ Dein Wesen ist geprägt durch Pflichtbewusstsein, Fleiß und Einsatz. Spätestens in der Schule hat sich bestätigt, was du schon als Kind verinnerlicht hast. Nämlich, dass viel Lernen auch zu guten Noten führt. Die Tugenden Fleiß und Ausdauer sind wertvoll und haben dich schon weit gebracht. Doch wenn du über diese Eigenschaften deinen Selbstwert definierst, kann das auch schnell in Stress ausarten. Deine Haltung kann dich dazu verleiten, dass du regelmäßig am Limit deiner Kraftreserven bist. Insbesondere, wenn etwas nicht so läuft wie du es dir vorgestellt hast. Dann gibst du noch mehr Gas, um den vermeintlichen Misserfolg zu kompensieren. Dadurch wirkst du manchmal, als arbeitest du dich verbissen an etwas ab. Hilfe, die dir angeboten wird, wertest du als Beleg deiner Unfähigkeit, du fühlst dich unwohl und strengst dich noch mehr an. Wenn du dich wiedererkennst und dir mehr Gelassenheit wünscht, versuche Folgendes: Achte auf körperliche Zeichen deiner Angespanntheit, wie eine gerunzelte Stirn, geballte Fäuste oder eine gepresste Stimme. Stehe auf, bewege dich und entspanne dich durch tiefes Ein- und Ausatmen. Reflektiere, dass du gerade mal wieder deinem „Streng dich an“-Abtreiber gehorchst. Mache dir klar, dass du dir Hilfe holen darfst und dies kein Eingeständnis deiner Unfähigkeit ist. Viele Themen lassen sich durch den Austausch mit Anderen viel effizienter lösen. Honoriere auch Erfolge, die dir leichtgefallen sind und denke nicht, dass nur schwer Erarbeitetes dein Lob verdient. Das gilt übrigens auch für die Bewertung der Leistung deiner Mitmenschen. Gönne dir eine Auszeit und Ruhe, wenn du dich wieder an etwas abarbeitest. Häufig bringt dich genau das deiner Lösung näher. Versuche zu verinnerlichen, dass du auch wertvoll bist, wenn du nicht rund um die Uhr rotierst und eine Sache nach der anderen erledigst.